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Adopt a Revolution - die syrische Zivilgesellschaft stärken!
Warum die Menschen trotz allem feiern

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heute jährt sich der Sturz des Assad-Regimes. Für die meisten Menschen war der 8. Dezember 2024 ein Tag, den sie für nie möglich gehalten hatten. Seitdem hören wir immer wieder die gleiche Frage: Wohin steuert Syrien?

Ein Jahr später lautet die Antwort: Noch immer ist alles möglich. Der Neuanfang kann tragen oder scheitern.

Die Übergangsregierung arbeitet daran, das Land zu stabilisieren. Doch Syrien ist ein Jahr nach dem Umbruch längst nicht geeint: bewaffnete Gruppen, alte Feindschaften, offene Rechnungen. Die Massaker an der Küste und in Suweida haben die Angst zurückgebracht; konfessionelle und soziale Spannungen treten jetzt sichtbar an die Oberfläche.

Warum heute dennoch gefeiert wird

Und dennoch: Heute füllen Menschen die Straßen, sie tanzen und singen, lachen und feiern. Sie feiern nicht, weil bereits alles gut wäre.
Sie feiern, weil sie überlebt haben. Weil sie wissen, was es gekostet hat, überhaupt an diesen Punkt zu gelangen. Weil sie sich zurückerobert haben, was ihnen am meisten genommen wurde: Würde, Freiheit, Hoffnung.

Anas Al-Rawi (links), Hooz-Zentrum (Azaz & Deir ez-Zor)

„Ich habe mir selbst ein Versprechen gegeben: Solange ich lebe, werde ich den 8. Dezember feiern. Für mich bleibt dieser Tag ein Festtag, an dem ich an die Menschen denke, die nicht mehr bei uns sind. An die, die ihr Leben gegeben haben, damit wir heute hier stehen können.
Assad zu stürzen war nur eine Etappe der Revolution. Sie geht weiter, bis Syrien ein Land ist, das allen gehört. Ein Land, in dem Rechte, Würde und politische Teilhabe für alle gelten."

 
Mohamed Shakerdy (vorne), Ziviles Zentrum Atareb (Idlib)

„Heute erinnern sich alle Syrer*innen an die vergangenen 14 Jahre: wie erschöpft wir waren, wie viel wir geopfert haben. Wir haben ein Regime gestürzt, das einen gewaltigen Sicherheitsapparat aufgebaut hatte, um die Gesellschaft zu unterdrücken.

Unsere Opfer dürfen nicht vergessen werden, wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern davon erzählen. Ich denke heute besonders an meinen toten Freund Musab Arabi, den ‚Künstler der Revolution‘. Möge Gott ihn selig haben.

Assad ist gefallen. Aber die eigentlichen Ziele der Revolution – Freiheit, Würde, Gerechtigkeit und Bürgerrechte – liegen noch vor uns. Wir stehen erst am Anfang des eigentlichen Weges."

 
Alaa Almerie, Seen Civil Peace Group, Homs

„Ich feiere heute trotz all der Ereignisse, die auf den Sturz des Regimes folgten. Das schmälert meine Freude nicht darüber, dass Assad gefallen ist. Aber ich feiere nicht auf öffentlichen Plätzen, sondern mit Freund*innen, mit denen ich Schmerz und Hoffnung geteilt habe.

Wir sind uns einig: Gerechtigkeit ist ein Recht, auf das wir niemals verzichten dürfen, unabhängig davon, wer die Opfer sind."

Huzeifa Al-Haram, PÊL Civil Waves Zentrum, Raqqa

„Der Sturz des Regimes bedeutet für mich eine Wiedergeburt: ein neues Leben, neue Gefühle. Ich denke täglich an die Zeit unter dem Regime zurück und verfluche sie. Deshalb feiere ich diesen Tag und zeige meine Freude mit allem, was mir möglich ist.

Gleichzeitig hatte ich gehofft, dass sich schon mehr verändert hätte: wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich. Doch leider ist bisher kaum etwas davon eingetreten. Die Revolution ist deshalb noch nicht vorbei. Wir haben nur den ersten Schritt getan."

 
Rezan Mesho, Malva for Art & Culture (Qamishli)

„Ich werde heute mit meiner Frau und meinen Kindern durch die Straßen fahren und feiern, dass das gefallen ist, von dem wir nie gedacht hätten, dass es je fallen würde. Viele Menschen werden unterwegs sein, aber hier im Nordosten Syriens werden die Feiern kleiner sein als in den Gebieten im Landesinneren.

Wir hoffen weiter auf ein Abkommen, mit dem alle leben können und das politische, militärische und wirtschaftliche Fragen endlich klärt. Ohne eine solche Einigung bleibt alles fragil."

 

Wohin Syrien jetzt steuert

Was all diese Stimmen verbindet: Der 8. Dezember markiert keinen Abschluss, sondern den Beginn eines neuen, schwierigen Weges. Die Menschen feiern heute nicht, weil Syrien schon frei, sicher oder gerecht wäre. Sie feiern heute, weil sie sich daran erinnern, wofür sie gekämpft haben und wofür sie weiterkämpfen wollen.

Damit dieser Weg nicht in Stillstand oder neuer Gewalt endet, braucht Syrien heute mehr denn je eine starke, unabhängige Zivilgesellschaft. Sie schafft Dialogräume, fordert Aufarbeitung, schützt Freiheitsräume und hält die Grundidee der Revolution lebendig: ein Syrien, das allen gehört.

Unsere Partner*innen halten zusammen, was zu entzweien droht, verteidigen die Freiheit, die sie gewonnen haben, und schaffen Zuversicht inmitten eines Landes, das seinen Halt sucht.

Damit das möglich bleibt, brauchen sie unsere Unterstützung.

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Herzlichen Dank und beste Grüße

Svenja Borgschulte

 
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In der Ausgabe vom 07. Dezember schaut Moderatorin Siham El-Maimouni auf die Lage in Syrien. Zu Wort kommt auch unser Kollege Ashti Omar. 

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